Durch dick & dünn: So klappt’s mit dem Idealgewicht

Sowohl Über- als auch Untergewicht bergen gesundheitliche Risiken für Katzen. Lesen Sie, wie Sie die Figur Ihres Lieblings richtig einschätzen und notfalls rechtzeitig Gegenmaßnahmen treffen können.
Artikel
teilen

Bild: Shutterstock

 

Übergewicht

Zwischen 40 und 50 Prozent der Katzen in den Industrienationen sollen laut Schätzungen von Tierärzten übergewichtig sein. Besonders anfällig für Speckröllchen sind Hauskatzen im mittleren Alter. Die Kastration und eine reine Wohnungshaltung sind weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Übergewicht. Viele Katzenhalter sind aus Liebe zu ihrem Tier ein wenig blind für das Problem. In einer Studie schätzten die meisten Besitzer das Gewicht ihrer zum Teil stark übergewichtigen Tiere als „gerade richtig“ ein. Ginge es bei Übergewicht nur um das Aussehen der Tiere, wären diese Fehleinschätzungen nach dem Motto „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ richtig sympathisch! Doch leider ist Übergewicht bei Katzen mit hohen Gesundheitsrisiken verbunden. So haben übergewichtige Katzen ein bis zu viermal höheres Risiko, zuckerkrank zu werden, als Tiere mit Idealgewicht. Pummelige Miezen leiden darüber hinaus weit häufiger unter Harnwegserkrankungen, Leberschäden, Gelenkserkrankungen und Hautkrankheiten als ihre schlanken Artgenossen.

Wie entsteht Übergewicht?

Übergewicht entsteht, wenn eine Katze mehr Kalorien übers Futter aufnimmt, als sie verbraucht. Dabei reicht bereits ein geringer Überschuss aus: Wenn eine vier Kilogramm schwere Katze täglich nur zehn Bröckchen Trockenfutter (ca. 10 Kilokalorien) zu viel frisst, futtert sie sich innerhalb eines Jahres ein ganzes Pfund zusätzliches Körperfett an. Um eine Gewichtszunahme frühzeitig zu erkennen, sollte man die Katze monatlich wiegen. Bei einer Zunahme kann man dann mit einer veränderten Fütterung und einem Bewegungsprogramm gegensteuern. Dabei sollte man sich klarmachen, dass nur 400 Gramm Gewicht mehr bei einer Hauskatze mit einem Idealgewicht von viereinhalb Kilogramm bereits einem Übergewicht von 10 Prozent entspricht – auf einen normalen „Menschenmann“ umgerechnet sind das rund acht Kilogramm zu viel auf den Rippen, die Gesundheit und Wohlbefinden bereits einschränken können.

 

Warum nehmen viele Katzen nach der Kastration zu?

Nach der Kastration der Katze senkt sich aufgrund von hormonellen Veränderungen der Energiebedarf. Die Futteraufnahme jedoch steigt. Der Katze einfach weniger von ihrer bisherigen Nahrung zu geben, um die Energieaufnahme zu verringern und die Pölsterchen abzubauen, erscheint auf den ersten Blick eine logische Schlussfolgerung zu sein, wäre aber aus ernährungsphysiologischer Sicht falsch. Dadurch wird nämlich auch die Zufuhr wichtiger Nährstoffe wie Protein, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente reduziert. Diese sind für die Katze jedoch essentiell und würden zu einer Mangelversorgung führen. Stellen Sie Ihr Tier daher stattdessen nach der Kastration auf ein spezielles Futter für Kastraten um, das den neuen Bedürfnissen Ihres Tieres gerecht wird.

Was bedeutet „Idealgewicht“?

Das Idealgewicht von Katzen ist individuell sehr unterschiedlich: Während eine normal gebaute Hauskatze höchstens viereinhalb Kilogramm wiegen sollte, darf ein muskelbepackter Maine-CoonKater auch acht Kilogramm auf die Waage bringen. Schlanke Katzenrassen bringen entsprechend weniger auf die Waage. Zur Feststellung des individuellen Ernährungszustandes eignet sich der Körperkonditionswert (Body Condition Score/BCS) als Ergänzung zu reinen Zahlenwerten ganz gut. Dabei wird die Figur der Katze beurteilt: Bei der Idealfigur ist die Taille beim Blick von oben deutlich zu sehen. Die schlanke Katze hat wenig Bauchfett und ihre Rippen sind beim Streicheln mühelos zu spüren. Bei Übergewicht kann man eine Taille hingegen kaum erkennen. Die Fettschicht über dem Brustkorb ist so dick, dass man die Rippen kaum spüren kann und im Unterbauch ist eine ausgeprägte Fettschürze zu tasten oder zu sehen.

GeliebteKatze0922-Idealgewicht-bergewicht-Shutterstock_215391109

Bild: Shutterstock

Was tue ich, wenn meine Katze Übergewicht hat?

Zunächst muss der Tierarzt feststellen, ob die Katze ansonsten gesund ist. In einem zweiten Schritt muss die bisherige Fütterung analysiert werden. Häufig sind nicht die regulären Mahlzeiten schuld am Fettansatz, sondern die Leckereien nebenbei. Hierzu führt man Ernährungstagebuch über zehn Tage, in das alle Familienmitglieder täglich ehrlich eintragen, womit sie die Katze verwöhnen. Auch die Mengen müssen möglichst genau aufgezeichnet werden. Aus diesen Angaben kann der Tierarzt errechnen, wie viel Kalorien die Katze täglich im Schnitt tatsächlich zu sich nimmt. Anhand des Wunschgewichts errechnet er dann, wie viele Kalorien die Katze in Zukunft zu sich nehmen darf, um langsam aber stetig abzunehmen. Denn Katzen mit Übergewicht dürfen nicht zu schnell Gewicht verlieren, weil es sonst zu einer lebensgefährlichen Stoffwechselstörung, der Hepatischen Lipidose, kommen kann.

Was muss man bei der Fütterung beachten?

Bei höhrerem Übergewicht sollte man sich für eine vom Tierarzt empfohlene Spezialdiät entscheiden. Diese Spezialfutter sind zwar kalorienreduziert, aber reich an Vitaminen, wertvollen Proteinen und Fetten sowie Ballaststoffen, die gut sättigen und eine geregelte Verdauung unterstützen. Entscheidend sind Konsequenz und Fantasie. Bieten Sie Ihrer Katze Alternativen zum Fressvergnügen: Statt Leckerlis gibt es einfach eine Spezial-Kraul-Massage oder ein aufregendes Spiel mit der Katzenangel. Wenn Sie Ihre Katze zudem für ihr Futter arbeiten lassen, z.B. indem Sie die Trockenfutterportion im Snackball oder Fummelbrett servieren und/oder das Nassfutter Happen für Happen in kleinen Schälchen in der Wohnung verstecken, schlagen Sie drei Fliegen mit einer Klappe. Erstens bringen Sie Ihre Katze in Bewegung, was Muskelaufbau und Fettabbau fördert. Zweitens frisst sie ihre Tagesration automatisch langsamer und wird schneller satt. Und drittens macht auch Katzen nichts so müde und zufrieden wie ein ausgefüllter und erfolgreicher „Arbeitstag“.

GeliebteKatze0922-Idealgewicht-bergewicht-Shutterstock_2163207661

Bild: Shutterstock

 

Untergewicht

Untergewicht kann bei Katzen ein Hinweis auf eine Krankheit sein. Klären Sie das unbedingt mit dem Tierarzt ab. Doch es ist auch möglich, dass etwas mit der Futtermittelqualität nicht stimmt: Katzenfutter, das nicht als Alleinfuttermittel gekennzeichnet ist, enthält manchmal nicht genügend Eiweiß für die Katze. Es kommt dadurch zu einem Muskelabbau, da der Körper die benötigten Proteine dem eigenen Gewebe entzieht, um den Mangel auszugleichen. Dadurch verliert die Katze an Gewicht. In Ernstfällen kann der Eiweißverlust zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. Achten Sie deshalb unbedingt darauf, dass die Katze ausreichend Eiweiß zu sich nimmt.

Was tue ich, wenn meine Katze zu dünn ist?

Bei untergewichtigen Katzen sind die Rippen und Beckenknochen gut sichtbar. Beim Betasten des Brustkorbes und des Bauches fehlt die Fettschicht, die Taille ist deutlich zu erkennen. Verhält sich die Katze trotz zarter Elfenfigur normal, sollte man ihr Gewicht beim nächsten tierärztlichen Kontrollbesuch trotzdem ansprechen. Verliert sie hingegen viel Gewicht in kurzer Zeit, ist Eile geboten – rapider Gewichtsverlust kann ein Hinweis auf ein ernstes Krankheitsgeschehen sein, vor allem, wenn weitere Symptome hinzukommen.

GeliebteKatze0922-Idealgewicht-Untergewicht-Shutterstock_1733836967

Bild: Shutterstock

Was können die Ursachen für Untergewicht sein?

  • hohes Alter und damit ein verminderter Geschmackssinn
  • minderwertiges Futter
  • Parasiten wie Würmer oder Giardien
  • Zahnprobleme wie FORL oder andere Erkrankungen des Mund-Rachen-Raumes
  • (chronische) Magen-Darm-Erkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Niereninsuffizienz
  • Katzenleukose
  • Futtermittelunverträglichkeit oder Allergie
  • (chronischer) Stress

 

Was gilt es bei der Fütterung zu beachten?

Eine Katze, die untergewichtig ist, sollte keinesfalls mit beliebigem Futter gemästet werden! Sie muss allmählich und gesund an Gewicht zunehmen. Hochwertige, proteinreiche Katzennahrung in Kombination mit körperlichem Training helfen der Katze dabei. Falls Ihre Katze weniger gern frisst, können Sie Ihr das Futter schmackhafter machen, indem Sie es etwas anwärmen. Das intensiviert Geruch und Schmackhaftigkeit. Auch einige Tropfen Thunfischsaft oder Fleischbrühe kann das Katzenfutter schmackhafter machen. Futterspiele können ebenfalls effektiv sein. Leidet Ihre Katze aufgrund einer chronischen Krankheit an Untergewicht, ist unter Umständen eine spezielle Ernährung notwendig.

 

Noch mehr Tipps für die richtige Ernährung erhalten Sie im Katzenmagazin Geliebte Katze. Diesen Artikel und noch weitere Details zum Idealgewicht lesen Sie in Ausgabe 09/22 von Geliebte Katze!

Passende Artikel